Kann Encephalitozoon cuniculi, eine parasitische Protozoa des

Nervensystems, mit Pyrimethamin behandelt werden ?

 

 

Esther van Praag, Ph.D. – Übersetzung: Caroline Gerhardus

 

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 revised, August 2011.

 

 

Renee Brennan

Video of Rudy, a rabbit presenting clinical signs of encephalitozoonosis: severe involuntary head tilt and rhythmic horizontal movement of the eyes.

Rudy, after a 28 days long treatment with fenbendazole. The head-tilt and nystagmus have completed gone, and he has been seizure-free since.

 

DIESE INFORMATIONEN SIND NUR ZU BILDUNGSZWECKEN, NICHT UM EINE TIERÄRZTLICHE BERATUNG ZU ERSETZEN. BITTE LASSEN SIE SICH VOR ANWENDUNG DER AUFGEFÜHRTEN MEDIKAMENTE DURCH EINEN PROFESSIONELLEN TIERARZT BERATEN.

Verschiedene Studien legen nah, dass bis zu 80% der gesunden Kaninchenbevölkerung die Protozoa Encephalitozoon cuniculi in ihrem Körper trägt, ohne jemals klinische Symptome aufzuzeigen und zu erkranken. Es ist nicht viel über die Biologie und den Lebenszyklus von E. cuniculi bekannt, auch der Modus der Übertragung ist noch nicht vollständig erschlossen. Die häufigste Art der Übertragung scheint öfter direkt  (von der Mutter an ihren Wurf) als indirekt (über infizierten Kot und Urin). Möglicherweise kann ein Kaninchen auch später im Leben durch einen infizierten Begleiter oder durch kontaminierten Schmutz angesteckt werden, obwohl es zahlreiche Beispiele gibt, wo ein E. cuniculi positives Kaninchen zusammen mit einem E. cuniculi negativen Kaninchen lebte.

Der Parasit greift das Nervensystem und die größeren Organe an, wobei eine Vielfalt von Symptomen wie Torticollis (umgangssprachlich Headtilt oder Schiefhals), Leberversagen, Nierenversagen, Inkontinenz, plötzliche Linsenruptur (phacoclastische Uveitis), Katarakte, Lähmungen der Vor- oder Rückhand (ein- oder beidseitig), Nystagmus (Augenzittern) und/oder andere neurologische Symptome hervorgerufen werden. Unweigerlich stirbt das Kaninchen an Meningoenzephalitis.

Die Präsenz parasitärer Microsporidien in Säugetieren führt zu Mikronährstoff-/ Vitaminmangel, was zu einer Anämie führen kann. Genaue Informationen über E. cuniculi sind nicht verfügbar.

Reguläre Behandlung: Benzimidazole

Heather Mc Murray

 

Sweetie, ein 10 jähriges Kaninchen mit einem hohem E. cuniculi Titer, und erstes Kaninchen, dass das Pyrimethamine Protokoll erfolgreich ausprobiert hat.

Encephalitozoon cuniculi wird heutzutage routinemäßig mit Benzimidazolen behandelt. Während der erfolgreichen Anwendung bei vielen Kaninchen können diese Medikamente eine leichte bis mittelmäßige Erhöhung der Leberenzyme verursachen.

Die Wirkung von Benzimidazolen ist langsam und beruht eher auf der Präsenz im Magen-/Darmtrakt und im Blut als auf der vorhandenen Konzentration. Benzimidazole binden an das Tubulin-Eiweiß der Mikrotubuli von der Parasiten an, welches wichtige funktionelle und strukturelle Rollen in den Parasiten (Transport von nahrhaften Molekülen, Zellteilung) spielt. Benzimidazole blockieren weiterhin bestimmte Stoffwechsel der Parasiten wie den Transport und die Aufnahme von Glucose, ohne den Wirt (Kaninchen, Katze, Hund) zu beeinflussen. Die Eigenschaften der verschiedenen, bei E. cuniculi verwendeten  Benzimidazole variieren:

Von Albendazole weiß man, dass es in der Leber in viele hydrophile Bestandteile aufgespaltet wird. Dies mindert seine Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Die Wirksamkeit der aufgespaltenen  Teilchen gegen E. cuniculi ist jedoch nicht bekannt. Die Verwendung von Albendazol, welches kein lizenziertes Medikament zur Anwendung beim Kaninchen ist, hat zum akuten Tod von gesunden Kaninchen oder zu Knochenmarkverfall geführt, obwohl es nicht klinisch getestet worden ist.

Im Allgemeinen wurde herausgefunden, dass Albendazol weniger wirksam war als Oxibendazol.

Oxibendazole ist ein eher lipophiles Molekül, das nicht im Körper aufgespaltet wird. Die Vorteile von Oxibendazol sind das Überwinden der Blut-/Hirnschranke ins Gehirn oder ins zentrales Nervensystem, sein Mangel an teratogenen Eigenschaften beim Kaninchen und seine Nicht-Aufspaltung in der Leber vor dem Passieren des Körpers im Gegensatz zu Albendazol. Es ist jedoch noch nicht bekannt, bis zu welchem Grad Oxibendazol wirksam gegen E. cuniculi ist und was die längerfristigen Nebenwirkungen dieser Medizin sind.

Fenbendazole wurde wegen seiner präventiven und heilenden Eigenschaften bei von E. cuniculi befallenen Kaninchen untersucht, und die Ergebnisse wurden in einer wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht (Veterinary Record, 2001, pp. 478-480). Es war ein großer Durchbruch, sowohl weil es wissenschaftliche Daten waren, die die Befunde stützten, als auch weil dies die erste glaubwürdige Behandlung  zur Heilung war (statt nur zu kontrollieren). Es stellte sich außerdem heraus, dass einzig Fenbendazol die Blut-/Hirnschranke bei Mäusen überwindet. In seltenen Fällen wurde die längerfristige Einnahme von Fenbendazol mit dem Beginn von Knochenmarkverfall, Verdauungsproblemen und Anorexie in Verbindung gebracht, obwohl dies nicht klinisch erforscht wurde.

 

REMARK:

Fenbendazole remains currently the drug of choice for the treatment of E. cuniculi.

Laborkaninchen haben ein Jahr nach der Behandlung mit Fenbendazol einen hohen Titer gezeigt und blieben ohne Symptome während dieses Jahres.  Jene Kaninchen, die ein Jahr nach der Fenbendazol-Behandlung eingeschläfert wurden, wiesen noch immer den Parasiten in ihrem Gehirn auf. Dennoch waren sie völlig ohne Symptome.

In letzter Zeit erleiden jedoch immer mehr der mit einem oder mehreren Benzimendazole behandelten Kaninchen während oder nach Aussetzen der Behandlung Rückfälle. Vor kurzem berichteten mehrere Kaninchenhalter, die ihre Tiere langfristig mit Oxibendazol behandelten, dass die Wirkung allmählich nachließ, als ob der Parasit einen Widerstand dazu entwickelt. Oder konnten zwei verschiedene Parasiten wie E. cuniculi und Toxoplasmose das Kaninchen infizieren ?

Anwendung von Pyrimethamin (Daraprim) ?

Basierend auf wissenschaftlicher Literatur oder auf tierärztlicher Erfahrung wurden einige Alternativmedikamente bei aussichtslosen Fällen, in denen die Kaninchen eingeschläfert werden sollten, erprobt. Die erprobten Zusammensetzungen umfassen Lufenuron, Pyrimethamin (angewandt zur Behandlung von Toxoplasmose bei Kaninchen) oder Ponazuril und haben sich mehr oder weniger erfolgreich gezeigt.

Auf Grundlage der Behandlung gegen Sarkosporidiose oder Toxoplasmose spp. Bei Pferden bzw. Katzen wurde ein Behandlungsplan unter Verwendung des Antiprotozoen-Medikaments Pyrimethamin (Daraprim) entwickelt, kombiniert mit Trimethoprim-Sulfonamid in Verbindung mit nichtsteroiden Entzündungshemmern. Die Behandlung wird bei Pferden für einen Monat, bei Katzen für 2 Wochen durchgeführt. Nebenwirkungen scheinen selten zu sein.

Obwohl eine vorherige Studie zeigte, dass Pyrimethamin in der untersuchten Konzentration von 5 und 20 mg/ml unwirksam gegen E. cuniculi war, zeigten 50 mg/ml (entspricht einer Dosierung von 0.05 mg/kg) eine 35% Wachstumshemmung. Unser Plan verwendet eine 10 mal stärkere Konzentration, das entspricht einer Konzentration von 1000 mg/ml oder einer Dosierung von 1 mg/kg einmal am Tag.

Bei Kaninchen wurde Pyrimethamin zur Behandlung von Toxoplasmose, Pneumocystics carinii, Leberkokzidiose etc. eingesetzt. Es erwies sich, dass die Anwendung von Pyrimethamin beim Kaninchen sicher ist, sofern in  der richtigen Dosierung verwendet. Das Anti-Protozoen-Medikament greift den Parasiten direkt an, wo es sowohl den Stoffwechsel der Folin-Säure im Parasiten blockiert als auch die Aktivität von Trimethoprim-Sulfonamid gegen den Parasiten steigert.

Diese Behandlung basiert auf einem bei Katzen angewendeten Plan zur Toxoplasmose-Behandlung:

·         Folin Säure: 3 bis 5 mg, zweimal wöchentlich bis täglich,

·         Pyrimethamin: 0.5 mg/kg zweimal täglich,

·         Sulfadiazin (Langzeitmedikament): 30 mg/kg zweimal täglich.

 

Merke:

Die Dosierung von Folin-Säure scheint hoch, aber sie entspricht der Behandlung von Toxoplasmose bei Katzen.

Fol-Säure kann durch Thiamin ersetzt werden. Folin-Säure sind empfohlen, aber teurer. Die Verwendung von Trimethoprim ist contraindiziert. Tatsächlich soll das Sulfadiazin die Toxizität von Pyrimethamin  erhöhen.

Die Behandlung muss mindestens über einen Monat erfolgen. Weil die Pyrimethamin-Sulfadiazin-Kombination die Funktion des Knochenmarks beeinflusst, werden Anämie und Leukopenie (Verminderung von weißen Blutzellen) beobachtet. Die Auswirkungen sind selten schwerwiegend, dennoch ist es ratsam, das Kaninchen engmaschig zu überwachen und ein regelmäßiges komplettes Blutbild zu herstellen. Die Verabreichung von Folin-Säure vermindert das Auftreten solcher  Nebenwirkungen.

Das Kaninchen muss beides, das Sulfa-Medikament und Pyrimethamin täglich bekommen. Tatsächlich wurden Resistenzen von Sarcocystis spp gegenüber Pyrimethamin ohne Verabreichung des Sulfa-Antibiotikums beobachtet.

Die gegenwärtig mit diesen Medikamenten behandelten Kaninchen stehen unter der Überwachung von Mark Lennox, DVM und Joanne Hach, DVM.

Kaninchen Sweetie, etwa 10 Jahre alt, hat einen hohen E. cuniculi Titer und eine totale Parese der hinteren Gliedmaßen. Meist lag er auf einer Stelle und war deprimiert. Nach ein paar Tagen versuchte er plötzlich, sich mehr zu bewegen, aufzustehen, obwohl seine Gliedmaßen steif waren. Er ist sicher nicht mehr deprimiert und zeigt viel Interesse an seinem Partnerkaninchen und dem Leben. Das mit diesen  Medikamenten behandelte Kaninchen hat eine ungeheure Verbesserung bezüglich seiner Lebensqualität und Beweglichkeit gezeigt.

Dieselbe positive Wirkung wurde bei Sidney beobachtet, ein 4,5 Jahre altes Kaninchen mit einem hohen E. cuniculi Titer, das an einer Paralyse der hinteren Gliedmaßen leidet. Nach 18 Tagen Behandlung war er in der Lage, sich zu bewegen und versuchte sogar, über die hohe Rückseite in seine Klokiste zu springen.

The same positive effects were observed with Starsky and Sidney, a 4.5 year old rabbit, with a high E. cuniculi titer, suffering from paralysis of the hind limbs. After 18 days of treatment, he is able to move around and attempted to jump in his litter-box via the high backside.

 

Sharon McGovern

Sidney, der unter einem hoch positiven E. cuniculi Titer und Lähmung der niedrigeren Glieder leidet, ist das zweite Kaninchen, dass dieses Protokoll angefangen hat. Rechts: Nach 18 Tagen Pyrimethamin Behandlung versucht Sidney, über den Hinterseite seiner Klokiste zu springen.

Danksagung

Thanks are due to Heather McMurray (USA), and Sharon McGovern (USA) for sending pictures of their rabbits currently following this treatment, and their regular feedback, and to Sue Chang for trying this new treatment on their rabbits. Many thanks also to Renee Brennan for sharing the video of her head-tilted rabbit Rudy.

Many thanks also to P. Deplazes, (DVM, University of Zurich, VetSuisse Faculty, Switzerland) for taking the time to share his knowledge on E. cuniculi.

Thanks also to Sweetie, Sidney and his partner for being patient during the picture sessions.

Weitere Informationen

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